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Latinumsresolution – Unsere Podiumsdiskussion bringt Schwung in die Debatte

Unnsere Latinumsresolution hatte bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nun ging es ans Eingemachte:
Gestern, am Freitag den 19. April stand um 12.30 Uhr die Podiumsdiskussion zur Abschaffung der Latinumspflicht für Lehramtsstudierende an.
Nach einer kurzen Einführung durch unseren Moderator Uli Schröder und einer kleinen Vorstellungsrunde legten die Diskutanten mit ihren Eingangsstatements los.
Christian Haardt, CDU-Landtagsabgeordneter aus Bochum und Simon Puschmann vom Fachschaftsrat für klassische Philologie der RUB hielten Lateinkentnisse zwar grundsätzlich für unentbehrlich für ein Lehramtsstudium, machten aber unmittelbar Zugeständnisse: eine Beibehaltung in der aktuellen Form sei unverhältnismäßig.
Prof. Dr. Reinhold Glei vom Seminar für klassische Philologie befürwortete ebenfalls eine Beibehaltung der Latinumspflicht. Gleichwohl sei der Umfang und die inhaltliche Ausrichtung des nachholenden Latinums an Universitäten maßlos, beziehungsweise wenig zielführend. Ein Latinum in der Schule sei fundamental anders gestrickt als nachholende Kurse an der Universität. Es gelte sich an schulischen Lehrplänen auszurichten, die in erster Linie auf die metasprachliche und kulturelle Ebene abzielten.
Frauke Rütters von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft stieß gemeinsam mit dem Lehramtstudierenden Jan Cassel ins gleiche Horn: Es gehe darum Mehrwert und Mehraufwand ins Verhältnis zu setzen. Momentan sei es um dieses Verhältnis dürftig bestellt. Jan Cassel rechnete eindrucksvoll vor, warum ein Studium mit der geltenden Regelung schlicht nicht zu schaffen sei. Entsprechend sei Grundwissen sicher nicht nutzlos, es gehe aber auch darum, eine auch berufspraktisch ausgerichtete Lehrerausbildung zu gewährleisten.
Jan Cassel wies in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf die Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern hin. Die Frage, wie Bologna greifen solle, wenn nicht einmal einzelne Bundesländer ihre Lehrerausbildung koordinieren könnten, blieb im Raum stehen.
Die hochschulpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion sowie der Fraktion Bündnis 90/Die Grüne Karl Schultheis und Dr. Ruth Seidl waren sich indes einig. Die Latinumsresolution des AStA sei ein wichtiger Anstoß gewesen die Zugangsvoraussetzungen für Lehramtsstudierende auf die Tagesordnung zu hieven. Erst so sei klar geworden: die Regelung ist überkommen und nicht praktikabel.
Trotz gegensätzlicher Meinungen ob des grundsätzlichen Stellenwertes von Latein, herrschte zur entscheidenden Frage allerdings eitel Sonnenschein. Die komplette Runde kam relativ rasch zur entscheidenden Erkenntnis, dass die alte Regelung viel zu lange auf Halde gelegen habe und nun dringend reformiert werden müsse.
Schon eingangs wurde die Debatte durch lebhafte Zwischenrufe bereichert, als die Debatte fürs Publikum geöffnet wurde, brach der Frust aus Einigen dann förmlich hinaus. Viele Lehramtsstudierende erzählten eindrucksvoll von in Niedersachsen für abertausende Euros absolvierten Intensivkursen, schlaflosen Nächten aus Angst die Prüfung nicht zu bestehen und Latein als quasi drittes Fach im Zwei-Fach-Bachelor.
Nachdem nun sogar die konservativeren in der Runde Reformbedarf entdeckt hatten, ging es vor allem um zwei Fragen: Wie genau soll eine Neuregelung aussehen und wie schnell geht das ganze?
Das Modell des AStA ein studienbegleitendes, anwendungsbezogenes Modul in das Studium zu integrieren stieß bei den Vertretern der Regierungsfraktionen auf offene Ohren. Besonders nachhaltig sei eine Neuregelung, wenn die CDU sich ebenfalls für eine Zustimmung erwärmen könne, bemerkte ein Student.
Auf einen genauen Reformzeitpunkt wollte sich zum Leidwesen aller Studierenden und des AStA jedoch noch keiner der Parlamentarier äußern. Man werde aber dafür sorgen, dass das Thema nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinde.
Dass das Thema auf der Agenda weiter nach vorne rückt, dafür kämpfen auch wir weiter! Damit es nicht nur bei Lippenbekenntnissen der Landespolitik bleibt, werden wir weiter Druck machen. Auch uns wurde bei der Podiumsdiskussion noch einmal vor Augen geführt, wie Kommilitonen zur Zeit schikaniert werden. Wir sind nicht bereit das weiter hinzunehmen!

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